„Afrika ein unterschätzter Kontinent” und Nachhaltigkeit. Wie lassen sich diese Themen miteinander verbinden und am besten so, dass Schüler dabei etwas lernen und mit Freude dabei sind? Herr Ullrich, Lehrer für Deutsch, Biologie und Geographie und Frau Siegrist, Lehrerin für Geschichte und Deutsch, des Albertus-Magnus-Gymnasiums und ihre Schüler haben genau dies geschafft. Und nicht nur das. Mit viel Planungsgeschick, Organisationtalent und Selbstbewusstsein haben sie ihre Schule, Bürger und Firmen in Ettlingen für die Themen Afrika und Nachhaltigkeit begeistert und ein riesiges Sammelergebnis an Stiften.
Eine Idee für die Projekttage
Am Ende des letzten Schuljahres finden am AMG alle zwei Jahre sogenannte Projekttage statt. Immer verbunden mit einem Leitthema. Das Motto dieses Mal lautete „Eine Welt – viele Gesichter“. Unter diesem Gesamt-Motto haben die Schüler dann die Wahl sich zu den unterschiedlichsten Projekt-Angeboten anzumelden.
Auch Herr Ullrich und Frau Siegrist haben sich zum Thema Nachhaltigkeit Gedanken gemacht. Auf der Suche nach einem geeigneten Projekt kam Herr Ullrich auf die Initiative „Stifte stiften“. Mit Hilfe einer Sammelaktion ist es möglich, sowohl das Motto „Eine Welt – viele Gesichter“, als auch das Thema Nachhaltigkeit sowie seine Unterrichtsfächer zu kombinieren und in einer praktischen und sinnvollen Aufgabe umzusetzen.
Denn wie oft gehen Stifte, Lineale oder auch Radiergummis einfach „verloren”? Wie viele Stifte landen unnötigerweise im Müll, obwohl sie noch gut schreiben oder weil sie „herrenlos” zwischen Schultischen und Schulbänken auf dem Boden liegen. Eine Welt – viele Gesichter. Während wir hier verlorene Stifte einfach ersetzen, sind sie in Afrika ein wertvolles Gut.
Im Lehrerkollegium wurde das Projekt “Afrika ein unterschätzter Kontinent” in Verbindung mit der Aktion “Stifte stiften” gut aufgenommen. Und auch die Schüler waren mit dabei. Klassenübergreifend meldeten sich 32 Schüler – von Klasse 5 bis Klasse 11 – zum Projekt an.
Die Projektgruppe „Afrika – ein unterschätzter Kontinent“ konnte also starten.
Die Planung und Organisation
Das erste Treffen der Projektgruppe nutzen die Schüler, um sich einen Überblick zu verschaffen. Herr Ullrich und Frau Siegrist ließen die Schüler eigene Ideen sammeln, wie man die Aktion „Stifte stiften” gestalten könnte. Auch in der Umsetzung ließ er ihnen weitgehend freie Hand und stärkte sie, Ideen einfach auszuprobieren. Fragen wie „Wie wollen wir vorgehen?”, „Was benötigen wir?” und „Wer übernimmt welche Aufgabe im Team?” wurden gemeinsam besprochen.
So war allen ziemlich schnell klar, dass sich die Aktion nicht nur auf die Schule begrenzen sollte. Die Schüler wollten auch Bürger und Firmen in Ettlingen ansprechen. Darüber hinaus wollten sich die älteren Schüler an große Firmen wenden und diese bitten, Stifte zu spenden.
Damit die Schüler für die Aktion motiviert wurden, hatte Frau Siegrist einen geschichtlichen Abriss zum Kontinent Afrika geplant. So wurden auch verschiedene Bevölkerungsgruppen, wie die Hutsi und Tutsi, besprochen. Wichtig war es hier, die Schüler zu informieren und die momentane Situation herzuleiten. Dazu ließ Herr Ullrich einiges an geographischen Wissen einfließen.
Sammeln in der Schule
Herr Ullrich und Frau Siegrist hatten im Vorfeld schon die Aktionskarten bestellt, die verteilt werden konnten. Die jüngeren Schüler machten sich an die Gestaltung der Sammelboxen und bastelten eifrig während sich die älteren Schüler über die Auswahl der Firmen und die Texte Gedanken machten.
Als erstes wurden die Sammelboxen aufgestellt und die Aushänge in der Schule verteilt. Die Schüler der Projektgruppe rührten kräftig die Werbetrommel und besuchten ausgestattet mit kleineren Sammelboxen, Aktionskarten und Info-Material ihre Mitschüler. Wer wollte, konnte also sofort einen Stift spenden. Zeitgleich versendeten die anderen Schüler schon die ersten E-Mails an große Firmen raus über die für die Aktion eigens angelegte E-Mail-Adresse.
Es war sehr viel Energie und Motivation bei den Schülern vorhanden. Die klassenübergreifende Zusammensetzung der Schüler war auch für Herrn Ullrich und Frau Siegrist spannend und schön zu sehen, wie sich die Schüler selbst organisierten. Für jeden war eine altersentsprechende machbare Aufgabe vorhanden, die von den anderen auch wertgeschätzt wurde. Denn sie hatten ein gemeinsames Ziel – Stifte!
In eine Firma zu gehen, und um Stifte zu bitten, war für den ein oder anderen eine echte Herausforderung. Da steht dann so ein kleiner Schüler, mit hochrotem Kopf und bittet um Stifte. Aber durch die freundliche und positive Reaktion der dortigen Mitarbeiter war das toll. Das stärkt ungemein das Selbstbewusstsein vor allem der jüngeren Schüler.
Per Geocaching durch die Stadt
Als Geographie-Lehrer war es natürlich ein toller Anblick, als sich die Schüler die bestmöglichste Route durch die Stadt Ettlingen per Geocaching aussuchten, um möglichst viele Firmen als auch belebte Plätze auf ihrer Sammeltour durch die Stadt einbeziehen zu können.
In Gruppen, wobei immer mindestens ein älterer Schüler in einer Gruppe war, zogen die sie los. Sie verteilten die Karten an Bürger in der Fußgängerzone und gingen direkt in die Filialen der ortsansässigen Firmen und baten um Stifte-Spenden.
Unterstützt durch die Gruppe und die positive Resonanz der Ansprechpartner in den Unternehmen, überwog bald die Freude und der Stolz über das erreichte Ergebnis und motivierte zum weiter sammeln. Um sich immer wieder abstimmen und austauschen zu können, trafen sich die einzelnen Gruppen zu einer fest verabredeten Zeit in der Nähe des Marktplatzes.
Die Begeisterung war riesig und die Geschichten der Schüler toll.
So war eine Schülergruppe in einer dm-Filiale und hat noch im Aufenthaltsraum der Mitarbeiter die gespendeten Kugelschreiber auf Kassenrollen getestet. Ein großes Lob an die Mitarbeiter der Filiale.
Man stelle sich die Schüler vor, die da sitzen und testen. Auch Herr Ullrich und Frau Siegrist hörten mit gemischten Gefühlen zu, man kennt ja seine Schüler. Stolz über so viel Mut und Kreativität, Besorgnis „Wie sieht es nun im Aufenthaltsraum aus?“. Aber sie haben hinterher alles aufgeräumt und einige Kugelschreiber ergattert.
Wir hätten niemals mit einem so starken Zuspruch von so vielen Menschen gerechnet und freuen uns sehr über das Ergebnis! Es war wirklich eine spannende und lohnende Erfahrung.
Andere Firmen baten die Schüler am nächsten Tag nochmals vorbei zu kommen, damit sie Kollegen informieren und einen Blick ins Lager werfen konnten.
Allen Firmen, die sich an der Aktion der Schüler beteiligt und diese unterstützt haben, an dieser Stelle einen herzlichen Dank. Ein tolles Beispiel für ein gemeinschaftliches Stadtleben.
Auch auf die E-Mails, die an Unternehmen gesendet wurden, kam viel positive Resonanz und Lob zurück. Erfreulich auch, dass der Werbeeffekt größer als erwartet war. So kamen auch E-Mails von Eltern, die von der Aktion der Schüler gehört hatten.
Das Ergebnis
Am letzten Tag der dreitägigen Projekttage blieb dank toller Organisation noch Zeit, um die Stifte zu sortieren und nochmals gemeinsam auf die beiden letzten Tage zu schauen. Denn das Ergebnis lag ja sprichwörtlich vor ihnen auf dem Tisch.
Das Albertus-Magnus-Gymnasium möchte auch zukünftig die Aktion „Stifte stiften” durchführen. Die einfach durchzuführende Aktion lässt sich gut klassenübergreifend, wie auch als Projektunterricht in den Schulalltag einbinden. Verbunden mit dem Thema Nachhaltigkeit werden darüber hinaus noch Planungs- und Organisationkompetenz sowie Teamfähigkeit gefördert und das Selbstbewusstsein der Schüler gefördert.
Aber auch die Begegnungen über die Schule hinaus. Die Schüler haben ihren Lernort erweitert in die Gemeinde Ettlingen hinein. Ein schönes Beispiel für die tolle Zusammenarbeit zwischen Schule und Gemeinde und für ein aktives Stadtleben. Und alles in allem für einen guten Zweck